Wir tauchen in eine Welt ein, die wir so nicht erwartet haben. Eine Welt, die uns landschaftlich total in den Bann zieht. Dieser Alpe-Adria-Trail ist ein einzigartiges Juwel, den man einmal gesehen haben muss. Nicht ohne Grund wird er beworben mit den Worten „Wandern in Garten Eden“. Du kommst aus dem Wald oder biegst um eine Weggabelung, erreichst ein Plateau und fast überall wirst du mit einem Panorama belohnt, das seines gleichen sucht. Es wird einem bewusst, was wir in unserem Land zur Verfügung haben: eine unberührte Natur, wo du an jeder Quelle, Bach oder Wasserfall deine Trinkflasche füllen kannst. Diese Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn man sie benötigt. Nach ein paar Tagen ist es nicht wichtig, wie viel Geld du auf der Bank hast oder ob dein Auto gewaschen ist und was um 20:15 im Fernsehen läuft. Hier bist du einfach froh, wenn du einen Bach rauschen hörst und mit seinem Wasser gleich deinen Durst löschen kannst. Man bewegt sich zwischen Murmeltieren, Gämsen, Rehen, Kühen, Schafen oder Pferden – alles passende Begleiter im Garten Eden. Man lernt jedenfalls wieder die Natur zu schätzen und zu respektieren.
Ich könnte jetzt viele magische Momente aufzählen, aber einer hat mich extrem beindruckt. Als wir bei Erika Thaler auf der dritten Etappe des Alpe-Adria-Trails im Gasthof Marterle übernachteten, wurde ich vor Sonnenaufgang munter. Noch verwirrt blickte ich durch das leicht beschlagene Fenster und war überwältigt von der Schönheit, die ich erblickte. Ich zog mir schnell was über und schlich mich leise vor das Haus, um den Moment beim Sonnenaufgang in vollen Zügen zu genießen. Unter uns hatte sich eine Nebeldecke wie ein Schleier über das Tal gelegt, der Himmel war wolkenlos, so dass man gleichzeitig den Mond sehen konnte. Auf der gegenüber liegenden Seite zeigte sich ein erster kleiner Teil der Sonne und es sah aus, als ob dieser Sonnenaufgang die Spitzen der Lienzer Dolomiten in Flammen setzt. Ein Schauspiel, das mich extrem bewegte und mir Kraft für die nächsten Tage gab.