Wie der Alpe-Adria-Trail mich verändert hat

37 Etappen, 38 Tage, 1.200.000 Schritte und rund 850 Kilometer. Eine Reise durch Kärnten, Slowenien und Italien aber auch eine Reise zu mir selbst – zu meinen Gedanken, zu meinen Werten und zum tiefen Vertrauen in mich.

Wenn man mit sich allein ist, ist man gezwungen sich mit den Gedanken auseinanderzusetzen, die im Alltag beiseite geschoben werden, die aber immer irgendwo im Hinterkopf schlummern und immer wieder bewusst oder unbewusst Einfluss auf unsere Entscheidungen oder unser Verhalten haben. Das Weitwandern ist ein Garant dafür, dass diese Gedanken in den Vordergrund treten und man sich mit ihnen auseinandersetzen muss. Sie kommen immer wieder, so lange, bis man das Thema für sich löst. Das ist nicht nur gut, sondern bereichernd und in letzter Konsequenz auch befreiend.

Wenn Sie den Wunsch haben einfach einmal nur allein zu sein, einmal keine Erwartungen erfüllen zu müssen oder Verantwortung zu tragen, einmal nur für sich zu sein und sich zu spüren, dann sind Sie bereit fürs Weiterwandern.

Sind wir blind für unsere Erfolge?

Im Alltag haben wir fast verlernt unsere Erfolge zu sehen. Großartige Leistungen werden schon als normal eingestuft und die Anerkennung für das tägliche Leisten und Schaffen bleibt nicht selten aus. Der Trail gibt einem die Wahrnehmung für die Erfolge zurück. Jeden Morgen, wenn Sie aufstehen und am Handy die Route für den Tag checken, werden Sie denken: „Oh, das sind ganz schön viele Kilometer. Hoffentlich schaffe ich das. Anstrengend wird es bestimmt.“ Dann machen Sie sich auf den Weg und denken „Warum bin ich nicht schon früher wandern gegangen? Es ist so wunderbar die gute Luft zu atmen und ,mitten in der Natur zu sein.“ Einige Stunden später kämpfen Sie mit sich selbst „ Ich kann nicht mehr. Es ist so anstrengend. Wann bin ich endlich da? Ich möchte es nur irgendwie schaffen.“ Dann erreichen Sie das Etappenziel und sind einfach nur erleichtert. Aber das große Geschenk des Trails folgt auf dem Fuß: Nach der Dusche denken Sie: „Oh mein Gott, ich habe es wirklich geschafft! Ich habe heute wirklich Großes geleistet. Ich bin so gut.“ Und Sie sind einfach nur stolz auf sich und Ihre Leistung. Und das jeden Abend. Wann waren Sie das letzte Mal stolz auf sich?

Setzen Sie sich Ziele für den Tag und seien Sie stolz auf sich, wenn Sie diese erreichen. Klopfen Sie sich auch mal selbst auf die Schulter. Ist ein gutes Gefühl und gehört viel mehr gemacht  Wenn Sie ein Vorgesetzter/eine Vorgesetze sind, zeigen sie Ihren Mitarbeitern, dass sie stolz auf sie sind, denn der Mensch ist soviel mehr als nur seine unmittelbaren Leistung.

Wie weit können wir gehen ohne uns zu verlieren?

Im Arbeitsleben sind wir gefordert. Wir müssen verhandeln können, wir sollen möglichst neutral auf Angriffe reagieren und Berufliches von Privatem trennen. Wir sollen Konflikte gut lösen und perfekt präsentieren können. Das alles gelingt durch Training und harter Arbeit an sich selbst.
Ich stelle diese Theorie in Frage. Ich glaube jetzt mehr denn je daran, dass es das größte Geschenk ist, wenn wir wir selbst bleiben können. Wenn wir den Mut haben mit Tränen zu reagieren, wenn uns jemand verletzt. Wenn wir schreien dürfen, wenn uns danach ist und wenn wir Mitgefühl zeigen können, wenn die Professionalität Neutralität fordert. Denn nur so lassen wir das Herz sprechen und nicht nur den Verstand.

Vertrauen Sie auf Ihre Stärken und auch Ihr Bauchgefühl. Ich bin überzeugt davon, dass das ein Gefühl der Freiheit schafft, was wichtig für die innere Zufriedenheit ist.

Sind unsere Träume realisierbar?

Wer träumt nicht von einer Auszeit vom Job. Einmal dem Alltag entkommen, neue Länder bereisen, ein Startup gründen oder einmal seine Abenteuerlust ausleben. Ich habe für mich mitgenommen, dass ich diese Gedanken zulasse, dass ich mir die Zeit nehme darüber nachzudenken und versuche die Schritte, die es braucht um dorthin zu kommen, zu identifizieren. Nicht selten stellt sich heraus, dass dort wo ein Wille ist, auch ein Weg ist. Dinge, die erst als komplett unrealistisch erschienen sind, werden plötzlich realistisch.

Nutzen Sie den Glauben an sich selbst, denn er ist stärker als jeder Zweifel eines Freundes, Kollegen oder der Familie. Wer es nicht versucht, wird nie wissen wie es gewesen wäre und es nicht versucht zu haben wiegt oft schwerer als ein Scheitern.

In diesem Sinne: Gehen Sie Ihren eigenen Trail. Alleine oder gemeinsam. Nur ganz kurz, oder über einen längeren Zeitraum. Luxuriös oder bescheiden. Mit Pausen oder in einem durch. Bei schönem oder schlechtem Wetter. Zuhause oder in der Fremde. In der Höhe oder in der Ebene. In jedem Fall kommen Sie voran!

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