Etappe 26 – Endlich in der Soca baden!

Mittlerweile bin ich schon ein Profi im Lesen von Höhenprofilen. Ich schauen mir in der früh beim Frühstück kurz an, was auf mich zukommt. Viel mehr Zeit bleibt mir nicht, mich auf die Etappe einzustellen und ich finde das gut so.

Das heutige Höhenprofil macht mich glücklich. Es ist genauso, wie ich es mag. Intensiver Aufstieg gleich zu Beginn der Etappe, durchschnittlicher Mittelteil und langer Abstieg, der dann flach ausläuft bis nach Tolmin. Gerade bei schönem Wetter sind diese Höhenprofile Gold wert, denn man kann beim Aufstieg der großen Hitze entgehen, indem man einfach früher startet. Wäre der Anstieg zum Schluss, kann das schon die eine oder andere Schweißperle mehr produzieren.

Heute begleitet mich eine sehr gute Freundin aus Schulzeiten. Wir haben uns lang nicht mehr gesehen und haben unglaublich viel zu besprechen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Strecke bis zur Kapelle gestaltet sich sehr angenehm. Der Schatten der Bäume trägt seines dazu bei. Es hat am Vortag geregnet, deshalb ist der Boden noch etwas weich.

Zwischenziel ein der Höhe zu erreichen ist toll. Man ist zufrieden mit sich selbst und weiß, dass der anstrengende Part hinter einem liegt.

Die Umgebung ist wunderschön, aber auch ein bisschen mit grausamer Geschichte verbunden. Vor nicht allzu langer Zeit herrschte in dieser Gegend noch Krieg. Wenn man das heute sieht, kann man sich das gar nicht vorstellen, dennoch ist es irgendwie noch präsent. Der Wald verstärkt dieses Gefühl ein bisschen. Ich finde es aber wichtig, dass man diese Gedanken und das Gefühl zulässt und dankbar dafür ist, dass wir, zumindest in Österreich, in einer anderen Zeit leben dürfen.

Wir kommen an einer Einkehrmöglichkeit vorbei, beschließen aber weiterzugehen, denn wir sprühen vor Motivation. Unser Ziel ist ein Campingplatz an der Soca. In unseren Köpfen nimmt ein Gedanke formen an: Wenn wir an der Soca sind, können wir uns etwas ans Wasser legen, entspannen und vielleicht sogar ein kurzes, erfrischendes Bad nehmen.

 

Der Abstieg  geht flotter als gedacht. Prinzipiell habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich bei langen Abstiegspassagen einiges an Zeit aufhole. So kommt es schon manchmal vor, dass ich statt 7:30 Stunden nur 6 Stunden unterwegs bin. Am heutigen Tag kommt es uns absolut entgegen. Die Sonne lacht vom Himmel, der Campingplatz und die Soca liegen auf der Strecke und danach sind es nur mehr 3 Kilometer bis zum Etappenziel.

Mein Tipp: Längere Pausen sollten eher am Etappenende eingeplant werden. Erstens geht es sich dann nicht mehr ganz so leicht weiter und zweitens kann man auch bei einem plötzlichen Wetterumschwung noch trocken das Ziel erreichen.

Genauso ging es uns auch. Wir haben einige Stunden an der Soca, auch im Wasser, genossen, bis dunklere Wolken aufgezogen sind. Da haben wir uns zusammengepackt und sind die Etappe zu Ende gegangen. Am Weg nach Tolmin sehen wir wieder unzählige Paragleiter und Drachenflieger. Wie auf der Gerlitzen regt sich der leichte Wunsch in mir, das ist einmal auszuprobieren. Nächsten Sommer dann.

Mein Tipp: Tolmin verfügt über eine gute Infrastruktur inkl. Hofer. Der Ort eignet sich gut um Proviant aufzustocken oder benötigte Wanderartikel zu kaufen.